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Interview über nachhaltige Mode mit hessnatur - Modeflüsterin, Mode, Stil und Wellbeing für starke Frauen über 40
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Ein Interview mit Kristin Heckmann, Leiterin Corporate Social Responsibility bei hessnatur, über nachhaltige Mode

Wirklich nachhaltige Mode ist immer noch eine Ausnahmeerscheinung. Und selbst wenn von nachhaltiger Mode die Rede ist, handelt es sich häufig nur um “Greenwashing” – also die halbherzige Umsetzung von vereinzelten Maßnahmen, um sich beim Marketing mit den Worten “bio”, “fair” oder “nachhaltig” Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Tatsache ist immer noch: Die Modeindustrie gehört zu den schmutzigsten Branchen der Welt. Fast nirgendwo sonst werden so viele Ressourcen verbraucht und so viele Menschen ausgebeutet. Aber muss das wirklich sein? Nein!

Und es geht doch: nachhaltige Mode, die ästhetisch ansprechend und wirtschaftlich erfolgreich ist.

Es gibt ein deutsches Mode- und Textilunternehmen, das beweist, dass es auch anders geht: die Hess Natur-Textilien GmbH. Mit ihrer Marke “hessnatur” lebt das mittelständische Unternehmen aus dem beschaulichen Butzbach bei Frankfurt vor, dass Mode auch ein anderes Gesicht haben kann: menschlich, natürlich, nachhaltig. Und dabei nicht nur profitabel ist, sondern auch einen unaufdringlichen Chic präsentiert.

“Ethics and esthetics” – Ethik und Ästhetik – nennen das die Mitarbeiter bezeichnenderweise.

Lesen Sie heute das spannende Interview mit Kristin – Weltreisende, Expertin für Nachhaltigkeit und eine Frau, die es wissen muss: wie nachhaltige Mode tatsächlich funktioniert.

Unternehmerische Verantwortung für Nachhaltigkeit funktioniert nur mit Wollen, Wissen und Können.

Vor ein paar Wochen durfte ich sowohl den CEO von hessnatur, Vivek Batra, als auch mehrere Mitarbeiterinnen aus Marketing, PR und Vertrieb anlässlich eines Workshops persönlich kennenlernen. Ich war beeindruckt von der Leidenschaft und Überzeugung, mit der hier Nachhaltigkeit und die Hinwendung zum Menschen gelebt wird.

Ganz besonders spannend fand ich jedoch einen Vortrag von Kristin Heckmann, Chefin der Abteilung “Corporate Social Rosponsibility” (CSR), was so viel bedeutet wie “unternehmerische soziale Verantwortung”. Sie nahm die Zuhörer mit auf eine gedankliche Reise zu den abenteuerlichsten Orten der Welt und zu den Menschen, die die Produkte von hessnatur produzieren. Mit im Gepäck hatte sie einige Kleidungsstücke und Accessoires aus der aktuellen hessnatur-Kollektion – und die Geschichten dahinter. Ich war selten so fasziniert!

Spätestens als ich die Kleidungsstücke von hessnatur anfassen durfte, war ich völlig hin und weg von den Hautschmeichlern – wie übrigens auch alle anderen Workshop-Teilnehmerinnen…

Also habe ich Kristin kurzerhand hier auf den Blog eingeladen. Ich kann Ihnen schon so viel verraten: Diese Frau hat etwas zu sagen! Denn Sie reist nicht nur für hessnatur auf der ganzen Welt herum, sondern verfügt über einen enormen Wissensschatz, der die gesamte Produktionskette in der Mode- und Textilindustrie umfasst.

Also gibt es heute Wissenswertes, Spannendes und Berührendes von einer starken Frau. Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung!

Können Sie uns kurz etwas darüber erzählen, welcher Weg Sie zu hessnatur gebracht hat und welche Aufgaben Sie als „Head of Corporate Social Responsibility“ dort wahrnehmen?

Ich bin jetzt seit über fünf Jahren bei hessnatur. Als studierte Betriebswirtin habe ich mir nach ein paar Berufsjahren die klassische Sinnfrage gestellt. Und mich konsequent mit Ende Zwanzig neu ausgerichtet. Im Rahmen eines MBA Programms an der Macquarie Graduate School of Management in Australien habe ich mich 2010 auf Nachhaltigkeit spezialisiert. So die Kurzfassung 😉

Meine Bewerbung bei hessnatur erfolgte ganz klassisch. Bereits nach dem ersten Gespräch war ich begeistert und wollte unbedingt hier anfangen! Hat geklappt 🙂

Seitdem ist viel passiert. Der Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) bei hessnatur ist für die ökologischen und sozialen Themen rund um die Produkte, die Lieferkette und die nachhaltige Produktion verantwortlich. Aber auch das Thema Wissensmanagement, Nachhaltigkeits-Berichte und interne sowie externe Trainings zu unseren Standards gehören dazu. Es ist also ein großes Feld mit einer unglaublichen Themenvielfalt, um das mein Team und ich uns kümmern.

hessnatur setzt sich bereits seit seiner Gründung 1976, vor über 40 Jahren, für nachhaltige Mode ein. Und 1991 startete hessnatur das weltweit erste Bio-Baumwollprojekt auf einer Farm in Ägypten. Damit ist das Unternehmen Vorreiter in Sachen faire Mode. Wie kam es dazu?

Die Geburt ihres Sohnes Matthias war für die Eltern Heinz und Dorothea Hess der Impuls, sich auf die Suche nach schadstofffreier, unbelasteter Babykleidung zu machen. Denn für ihr Kind wollten sie beide nur das Beste. Leider mussten sie feststellen, wie schwierig das war.

Das geht heute noch vielen Eltern so, die in dieser Phase ihres Lebens auf uns aufmerksam werden. Im Fall der Geburt von Matthias Hess führte dieser Wunsch zur Gründung des Unternehmens hessnatur.

Vielleicht an dieser Stelle noch eine kleine Info am Rande: Matthias Hess arbeitet heute für das Unternehmen in einer ganz spezifischen Rolle. Er ist unser Kontaktmann und Spezialist für Alpaka in Peru. Denn dort lebt er mit seiner Familie.

Das Bio-Baumwoll-Projekt in Ägypten hingegen initiierte der Gründer Heinz Hess bereits 1990 selbst. Er nahm zum Gründer der SEKEM-Farm in Ägypten, Ibrahim Abouleish, den ersten Kontakt auf. Ein Jahr später wurde dort die erste Bio-Baumwolle angebaut. Vorfinanziert wurde das Projekt mit ca. 60.000 D-Mark ebenfalls von Heinz Hess, der sich damit als echter Visionär erwies. Denn Bio-Baumwolle anzubauen, war zu diesem Zeitpunkt ein absolutes Novum. Aber ein voller Erfolg, wie sich zeigte.

Wie würden Sie den derzeitigen Zustand in der Textilproduktion beschreiben?

Es gibt noch viel zu tun! Auch wenn sich viele Firmen nach der schrecklichen Katastrophe von Rana Plaza auf den Weg gemacht haben – dennoch ist die Textilproduktion immer noch eine der schmutzigsten Industrien. Die Themen reichen von Umweltverschmutzung bis hin zu Menschenrechtsverletzungen.

Von daher ist jeder Schritt in Richtung einer Verbesserung ein wichtiger. Aus diesem Grund engagieren wir uns auch seit Gründung des deutschen Bündnisses für nachhaltige Textilien aktiv in Arbeitsgruppen und stellen unser Wissen dort zur Verfügung. Ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam (Regierung, Marken und Kunden) vieles verbessern können!

Oder wie Mahatma Gandhi sagte:

“Be the change you wish to see in the world!”

Nun herrscht ja die allgemeine Überzeugung, dass faire Mode aus hochwertigen Naturfasern teuer sein muss. hessnatur beweist das Gegenteil. Warum können das nicht auch andere, große Marken einfach nachmachen? Was hält diese davon ab?

Naja, um fair zu sein muss man dazu wohl sagen, dass auch wir nicht von null auf hundert zu dem Punkt gekommen sind, an dem wir jetzt stehen.

Wir haben über vierzig Jahre Erfahrung in der Produktion von nachhaltiger Mode und lernen immer noch jeden Tag dazu. Aber wir haben auch keine großen Marketingbudgets, die über den Preis der Produkte reingeholt werden müssen.

Was ich damit sagen will: Ich bin der festen Überzeugung, dass auch andere Marken Nachhaltigkeit umsetzen könnten – wenn sie denn diese unternehmerische Entscheidung treffen würden. Sicher bedeutet dies auch, Dinge anders zu machen und in neue Wege zu investieren.

Die entscheidende Frage, die ich mir dabei stelle, lautet: Haben wir wirklich eine Alternative dazu?

Nachhaltige Mode -Der Beweis, dass das Motto "Ehtik und Ästhetik" funktioniert: Bei diesem schicken Kamelhaarmantel kennen die Experten bei hessnatur den gesamten Weg des Kamelhaars von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Mantel. Selbstverständlich ist der Herstellungsprozess fair und nachhaltig.

Der Beweis, dass das Motto “Ehtik und Ästhetik” funktioniert: Bei diesem schicken Kamelhaarmantel kennen die Experten bei hessnatur den gesamten Weg des Kamelhaars von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Mantel. Selbstverständlich ist der Herstellungsprozess fair und nachhaltig.

Es gibt eine Reihe von Siegeln sowie damit verbundene Kampagnen mit denen sich viele Hersteller schmücken. Worauf müssen Verbraucher wirklich achten, um nicht dem grünen Schein zu erliegen?

Ja, es ist in den letzten Jahren ein wahrer Siegel-Dschungel entstanden. Ohne eigene Recherche wird man sich da kaum zurechtfinden. Aber es gibt mittlerweile einige neutrale Webseiten, die einen guten Überblick bieten. Dort werden die Siegel bewertet und auch beschrieben, was sie beinhalten.

Ansonsten kann man in den Geschäften nachfragen und sich auf den Unternehmens-Webseiten umschauen. Sind die Informationen wirklich transparent und zahlt das Gesagte tatsächlich auf Nachhaltigkeit ein? Werden Verbesserungen kommuniziert? Geht es um einzelne Projekte, um ganze Kollektionen oder sogar das gesamte Sortiment? Bleiben die Informationen an der Oberfläche oder kann ich nachvollziehen, was und wie es gemacht wird?

Label wie GOTS und die Mitgliedschaft eines Unternehmens in der Fair Wear Foundation sind wohl derzeit die strengsten externen Siegel und haben die höchste Glaubwürdigkeit.

Siegel und Zertifikate für nachhaltige Mode

Auf diesen Seiten können Sie sich ausführlich über die derzeit vorhandenen Siegel und Zertifikate für nachhaltige Mode informieren:

Auch hessnatur spricht von den „hessnatur Standards und Richtlinien“. Worin unterscheidet sich diese Bezeichnung von anderen unternehmenseigenen Labels?

hessnatur schafft Transparenz über die komplette textile Kette – und zwar von der Gewinnung bzw. dem Anbau der Faser über alle weiteren Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse hinweg. Um diese nachvollziehbar und prüfbar zu machen, hat hessnatur Qualitätsrichtlinien für ökologische und soziale Standards definiert. Angepasst an unser Sortiment gibt es unterschiedliche Qualitätsrichtlinien für Textilien, Leder, Schuhe und Accessoires.

Unterstützt werden wir dabei von externen Organisationen, wie GOTS und der Fair Wear Foundation, von denen wir auch jedes Jahr geprüft werden.

Das von hessnatur aufgebaute Nachhaltigkeits-Management basiert auf der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: von unseren Lieferanten bis hin zu den involvierten Bereichen in unserem Haus, wie Einkauf, Qualitätssicherung und dem Bereich CSR.

Die entscheidenden Auszüge unserer Richtlinie haben wir auf unserer Homepage veröffentlicht. Über unsere Arbeit an den Sozialstandards fertigen wir jährlich einen ausführlichen Bericht an und veröffentlichen diesen ebenfalls auf unserer Website.

Was ich besonders beeindruckend finde, ist die Tatsache, dass Sie zu fast jedem Produkt von hessnatur eine Geschichte erzählen können – oft eng verbunden mit den persönlichen Schicksalen und Erlebnissen der Menschen, die die Rohstoffe gewinnen, diese verarbeiten und färben. Welches ist Ihre Lieblings-Geschichte?

Oh das ist eine schwierige Frage! Mir kommen gleich viele Bilder, Gespräche, Eindrücke und auch schwierige Situationen in den Kopf. Sie liegen mir alle am Herzen. Eben weil es nicht nur Geschichten sind, sondern persönliche Erlebnisse, gemeinsame Erfahrungen mit unseren Partnern und jede einzelne ‚Geschichte‘ eben einzigartig ist. Und hinter allen steckt so viel Herzblut und Engagement!

Beispielsweise gibt es da die Geschichte hinter unserem Sozialprojekt in Nepal, in dem geheilten Leprakranken die Chance auf ein normales Leben gegeben wird. Oder die Geschichten rund um die Betreuung der Alpaka-Herden aus Peru, die die feinste Wolle liefern und auf über 4000 Metern Höhe leben. Auch die Geschichte über das Rhön-Schaf ist interessant: Durch die Verwendung der Wolle dieser alten Schaf-Rasse tragen wir dazu bei, dass sie vor dem Aussterben bewahrt wird.

Oder nehmen wir beispielsweise den Flachsanbau: Wir betreiben eine Kooperation mit vier Landwirten, die auf rund 10 Hektar Flachs für uns anbauen. Aus dem Flachs entsteht ein großer Teil unserer schönen Leinenprodukte – unser Hessenleinen.

Zu diesen Beispielen kommen noch viele mehr. Vor allem aber sind es die vielen Gespräche, die gemeinsamen Entwicklungen und die langjährigen Beziehungen zu unseren Partnern, die so viel Spaß machen! Hinter jedem Einzelnen steht eine besondere Geschichte. Jeder Einzelne trägt zum großen Gesamten bei. Und so entsteht dann insgesamt etwas sehr Einzigartiges, Erfüllendes.

Sie reisen für hessnatur durch die ganze Welt – oft in unwegsame Landschaften, wo die Ärmsten der Armen leben. Welche Lebensbedingungen haben Sie am meisten berührt?

China und Thailand sind immer wieder beeindruckend: Die Größe der Städte, der meist hohe Entwicklungsstand und die rasante Geschwindigkeit faszinieren mich jedes Mal aufs Neue. Über die Jahre hat sich eine enge Zusammenarbeit mit unseren sehr guten, meist langjährigen Partnern entwickelt. Diese verarbeiten für uns mit sehr viel Wissen die edelsten Fasern der Welt, wie zum Beispiel Kaschmir oder Seide.

Nepal und Bangladesch haben mich emotional sehr berührt. Die Bedingungen dort sind sehr schwierig und dennoch habe ich so herzliche, tatkräftige, faszinierende und wunderbare Menschen getroffen – eine unheimliche Bereicherung! Diese spiegelt sich in unseren zwei beeindruckenden Projekten dort wider.

Zwei Länder, die mich mit ihrer Schönheit und guten Produktionen überrascht haben, waren auch Rumänien und Bulgarien.

Auf diese Weise könnte ich die Liste mit vielen Eindrücken fortführen 😉

Aber Eines habe ich auch gelernt: Das Reisen lässt mich das Zurückkommen immer wieder sehr wertschätzen! Die Luft, das Grün, der blaue Himmel, Zentralheizung, Leitungswasser, das man trinken kann… bei weitem keine Selbstverständlichkeit! Das sind Dinge, über die ich mich jedes Mal wieder sehr freue, wenn ich zurück bin!

Faire Arbeitsbedingungen bringen Verbesserungen im täglichen Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter mit sich und stoßen weitere positive gesellschaftliche Entwicklungen an. Wie ist Ihre Beobachtung dazu?

Die Schaffung von Arbeitsplätzen und Erwerbsmöglichkeit unter menschenwürdigen Bedingungen bringt immer auch eine positive Entwicklung für die jeweilige Region. Die Textilindustrie ist für viele Länder der Einstieg zur Industrialisierung und somit für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes mit entscheidend.

Darüber hinaus setzen wir uns jedoch für weit mehr ein. Es geht zum Beispiel um funktionierende interne Kommunikation. Das mag für uns hier selbstverständlich klingen, ist jedoch in vielen Betrieben ein entscheidender Faktor dafür, dass die Mitarbeiter eine höhere Wertschätzung erfahren. Ganz zu schweigen von der grundlegenden Möglichkeit der Arbeiter, ihre eigenen Arbeitsbedingungen selbst mitzugestalten. Um das zu erreichen, sind wir häufig vor Ort, sprechen mit Management und Arbeitervertretern und machen Trainings – mit externen lokalen Experten, um sprachliche oder kulturelle Barrieren zu vermeiden.

Bangladesch steht nicht zuletzt durch das Unglück in Rana Plaza 2013 als DAS Billigland für konventionelle Modeanbieter. Als Reaktion auf die Katastrophe hat hessnatur in jenem Jahr ein Zeichen gesetzt und dort eine faire und nachhaltige Jeans-Produktion etabliert. Wie waren die Eindrücke und Erfahrungen vor Ort? Welche Herausforderungen gab es dabei?

Leider habe ich es noch nicht geschafft, unser Selvedge-Projekt persönlich zu besuchen. Meine Reise nach Bangladesch fand unmittelbar nach dem Unglück in Rana Plaza statt und noch bevor wir mit dem Projekt begonnen haben. Wir haben damals die ersten Gespräche für das Projekt geführt.

Meine Kollegin Lisa Wagner hat jedoch einen sehr schönen Bericht von ihrer Reise dort vor Ort und zu dem Projekt geschrieben und dies auf unserer Magazin Seite veröffentlicht.

Jeans aus Bio-Baumwolle hat hessnatur ja schon lange im Sortiment. Aber nachdem die neue Selvedge-Jeans aus Bangladesch auf den Markt kam, war sie sofort ausverkauft. Wie erklären Sie sich den großen Erfolg der Selvedge-Jeans? Und für wen ist dies genau die richtige Jeans?

Das Besondere an dieser Jeans ist der gesamtheitliche Ansatz!

Die Bio-Baumwolle ist nur ein Teil. Die Färbung erfolgt mit Naturindigo und ist damit etwas ganz Besonderes. Für den Färbeprozess mit Naturindigo wurde eigens eine neue Färberei aufgebaut, in der das Garn im traditionellen Handfärbeprozess gefärbt wird. Auch die Weberei, in der der Stoff auf klassischen Holzwebstühlen gefertigt wird, wurde neu aufgebaut.

Sie sehen, es steckt sehr viel Handarbeit, Tradition und Entwicklung in diesem Projekt und damit in jeder einzelnen Hose. Zusammen mit unseren Partnern vor Ort haben wir viel aufgebaut. Und das in einer strukturschwachen Region in Bangladesch, in der es sonst kaum Arbeit gibt.

Eine Kollegin war mehrfach pro Jahr vor Ort, um Aufbau, Schulungen und Trainings zu unterstützen, das Projekt möglich zu machen. Auch sorgte sie dafür, dass am Ende eine Qualität entstand, die unserem hohen Anspruch gerecht wird.

Denn egal aus welchem Projekt und mit welchem sozialen Hintergrund – die Qualität unsere Produkte muss auch bei unseren Projekten erfüllt werden. Die Entwicklung bis zu einem fertigen, verkaufsfähigen Produkt hat gut zwei Jahre gedauert. Eine Zeit, in der wir getüftelt haben, viele Abstimmungen zu Qualitäten im Haus hatten und noch mal nachbessern mussten. Es war ein langer Weg, bis wir schließlich die Hose hatten, auf die wir jetzt so stolz sind!

Außer Bio-Baumwolle – welche weiteren Naturfasern kommen bei den Produkten von hessnatur zum Einsatz?

Unserer Kollektionen setzen sich aus einer Vielzahl von reinen Naturfasern und edlen Naturfasermischungen zusammen. Den größten Anteil haben Artikel aus Bio-Baumwolle mit ca. 60% an unserem Gesamtsortiment. An zweiter Stelle steht die Schurwolle. Wir sind stolz, dass ca. die Hälfte der von uns verwendeten Schurwolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung kommt.

Und dann finden Sie in unserer Kollektion Artikel aus

  • edlem Bio-Leinen (aus unserem Hessenleinen-Projekt),
  • feinem, seltenen Kapok (Pflanzendaunen),
  • strapazierfähigem Hanf,
  • wärmender Rhönschafwolle (aus dem Rhönschafprojekt),
  • exklusivem Kaschmir,
  • kuscheligem Yak,
  • hochwertiger, edler Seide (Eri-Seide und Seide aus kbT),
  • flauschigem Alpaka und
  • luxuriösem Kamelhaar.
Ob Strickwaren, klassische Basics, Schuhe oder Accessoires - die Kollektion von hessnatur schmeichelt der Haut, ist frei von Giftstoffen und zeigt zeitlose Klasse.

Ob Strickwaren, klassische Basics, Schuhe oder Accessoires – die Kollektion von hessnatur schmeichelt der Haut, ist frei von Giftstoffen und zeigt zeitlose Klasse.

Sind Bio-Naturfasern den Kunst- und Mischgeweben wirklich überlegen? In welcher Hinsicht? Welche Eigenschaften machen Bio-Naturfasern so besonders?

Die große Auswahl von Naturfasern bietet für fast alle Bedürfnisse, die wir beim Tragen an unsere Textilien stellen, eine Möglichkeit.

So zeichnet sich z.B. Baumwolle durch Eigenschaften aus, wie pflegeleicht, schnell trocknend, saugfähig, weich, atmungsaktiv etc. Damit ist Baumwolle eigentlich ein Allrounder. Leinen und Seide wiederum sind kühlende Fasern, die sich besonders für die wärmere Jahreszeit anbieten. Tierische Fasern, wie Schurwolle, Kaschmir, Alpaka und Yak, wärmen in der kühlen Jahreszeit.

Aber was alle Naturfasern auszeichnet: Es sind nachwachsende Rohstoffe. Sie führen selten zu Hautreizungen und Allergien. Und sie sind biologisch abbaubar.

Brauchen Bio-Naturfasern nicht wesentlich mehr Pflege als konventionelle Materialien?

Im Gegenteil. Gerade wenn man sich die tierischen Naturfasern und hier ganz besonders die Schurwolle anschaut. Diese müssen wesentlich seltener gewaschen werden. Denn sie nehmen Gerüche erst gar nicht auf oder regenerieren sich beim Lüften.

Wir geben zu jedem Artikel eine hilfreiche Pflegeanleitung und empfehlen für die Wäsche unsere ökologische Pflegeserie. Bei Bedarf können sich unsere Kunden zudem von den MitarbeiterInnen des Kundenservices beraten lassen oder sie informieren sich in unserem Online-Magazin über Pflegetipps.

Wie unterscheiden sich ökologisch hergestellte Kleidungsstücke von konventioneller Kleidung – vor allem was die Haltbarkeit, die Formstabilität und die Farbechtheit anbelangt?

Konventionell und bio ist in Bezug auf diese Faktoren weniger der Vergleichswert.

Bei diesen Punkten sind die folgenden Faktoren ausschlaggebender: Qualität der Garne, das Gewicht des Materials und die Bindung. Außerdem ist die Verarbeitung entscheidend, zum Beispiel ob die Nähte sauber genäht sind. Eine hochwertige Verarbeitung trägt entscheidend zu Formstabilität und Langlebigkeit bei.

Wir haben es geschafft, diese positiven Materialeigenschaften ohne chemische Hilfsmittel und dafür durch mechanische Behandlung zu erzielen. Sprich: Unsere Produkte verbinden beides. Sie sind ökologisch mit hochwertigen Grundmaterialien hergestellt und sie erfüllen unseren hohen Anspruch an die Verarbeitung. Damit haben wir erreicht, dass unsere Produkte – selbst ohne den Einsatz schädlicher Chemikalien – in Bezug auf Langlebigkeit, Formstabilität und Farbechtheit vergleichbaren Angeboten in nichts nachstehen. Im Gegenteil: Sie sind zudem ökologisch und fair produziert!

Worin unterscheidet sich hessnatur von konventionellen Modeanbietern?

Es gibt viele Unterschiede und ich denke, vieles davon ist in unserem Gespräch bereits angeklungen. Besonders hervorheben möchte ich aber noch einmal den ganzheitlichen Ansatz, der uns ausmacht: Es sind nicht nur einzelne Projekte oder Produkte, die unsere hohen Standards und Anforderungen erfüllen, sondern jedes einzelne Kleidungsstück, jedes Material, jeder Partner, mit dem wir arbeiten und sogar jeder Knopf!

Und das alles nicht nur im Hinblick auf ökologische und soziale Aspekte, sondern eben auch, was die Ästhetik betrifft.

Kann man am Preis eines Produktes erkennen, wie und zu welchen Bedingungen es gefertigt wurde?

Jein! Bei einem sehr niedrigen Preis kann man durchaus und berechtigt an Fertigungsbedingungen und Qualität zweifeln. Gleichzeitig ist es jedoch so, dass ein hoher Preis nicht automatisch Rückschlüsse auf eine gute Fertigung oder Qualität zulässt. Leider.

Lange Zeit wurde Öko-Mode in die schlabberige Müsli-Ecke gesteckt und hatte mit dem Stil von High Fashion nur wenig zu tun. Hat sich das geändert? Wie geht hessnatur mit dem Spagat zwischen zeitlos und trendy um?

Ja, ich beobachte, dass sich das massiv verändert hat. Zum Glück, wenn Sie mich fragen!

Es hat viel mit Zeitgeist zu tun. Früher war ökologische Mode vor allem ein Statement. Ein politisches Statement, das gesehen und erkannt werden sollte. Es kam aus der Friedens- und Ökobewegung der 70er und 80er Jahre.

Heute haben die Kunden zwar den gleichen Anspruch an unsere Mode in Sachen Qualität, Langlebigkeit, Ökologie und faire Arbeitsbedingungen, aber die Kleidung soll auch schön sein. Zeitlose Lieblingsstücke, die sich gut kombinieren lassen, gefertigt aus den hochwertigsten Materialien der Welt – das ist unser Anspruch, dem wir uns in den letzten Jahren erfolgreich gestellt haben. Das Ergebnis zeigt sich in unserem Motto: “Ethik und Ästhetik”!

Vielen Dank, Kristin, für dieses spannende Interview!

Na, sind Sie neugierig geworden? Am besten Sie hüpfen gleich mal hinüber zu hessnatur und sehen nach, was die Marke für Sie zu bieten hat. Und das Schönste daran: Sie dürfen dort mit gutem Gewissen einkaufen!

Ergänzung vom 10.11.2017

In der letzten Woche erreichte mich die folgende Information von hessnatur. Diese zeigt, dass Ihre Anregungen zum Sortiment von hessnatur dort sehr ernst genommen werden. Das Unternehmen wollte es sich nicht nehmen lassen, auf Ihre Wünsche und Gedanken persönlich zu antworten:

“Wir freuen uns sehr über das große Feedback zum Interview mit Kristin Heckmann und Stephanie Grupe alias die Modeflüsterin.

Ökologische und soziale Verantwortung sind seit der Gründung vor 41 Jahren fest im Unternehmen hessnatur verankert. Wir sind stolz, dass sich dieses Engagement und Know-How stetig verbessert hat, was wir jedes Jahr aufs Neue in unserem Sozialbericht dokumentieren.

Gleichzeitig ist uns bewusst, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Und so sehr wir es uns wünschen: Transparenz und soziale Verantwortung sind leider noch keine Selbstverständlichkeit in der Textilbranche.

Aus diesem Grund hatten wir uns im letzten Jahr das Ziel gesetzt, mit einer neuen, modischeren Kollektion mehr Menschen für nachhaltige Mode zu begeistern. Aber, so offen müssen wir sein, die Anfänge waren holprig und mit einer großen Lernkurve verbunden. hessnatur ist nicht einfach nur „modisch“ oder nur „öko“, vielmehr ist unser Ziel, ökologisch und sozial fair produzierte Mode zu machen, die zusätzlich gut aussieht und sich so richtig gut anfühlt. Kurz gesagt: Unsere Mode soll Ethik mit Ästhetik verbinden.

Dass das in der Umsetzung nicht immer leicht ist, wissen wir aus Erfahrung. Ressourcen-schonende Produktion steht bei uns an erster Stelle und so möchten wir nur das produzieren, was auch gekauft und geliebt wird. Aus diesem Grund können wir leider nicht immer alle Kundenwünsche, wie bestimmte Passformen, Farben oder Muster, erfüllen.

Uns ist es aber wichtig, an dieser Stelle zu betonen, dass wir jedes Feedback ernst nehmen und immer versuchen, Wege zu finden, um möglichst viele Kunden glücklich zu machen. Daher ein großes Dankeschön für die vielen Rückmeldungen, Meinungen und Wünsche!

Wir geben alles an unsere Produktmanager und Designer weiter, genauso wie jedes Feedback, das beispielsweise unsere Social Media Kanäle oder unseren Kundenservice erreicht. Allerdings haben wir als nachhaltig ausgerichtetes Unternehmen in der Produktion eine verhältnismäßig lange Vorlaufzeit, weshalb Änderungen meist erst in der nächsten oder übernächsten Kollektion sichtbar sein können.

Aber wir bleiben am Ball und Sie können sich schon darauf freuen, was Sie in den nächsten Jahren erwartet. Schön, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen.”