Sie kennen ihn von T-Shirts, Blousons, Sweatshirts, Pullovern, Cardigans, Mänteln und manchmal auch von Blusen und Kleidern: den Raglanärmel. Diese spezielle Art, einen Ärmel einzunähen, hat viele Liebhaberinnen. Vor allem Frauen mit breiten Schultern – aber nicht nur! – gehören dazu.
In der Sportmode ist der Raglanärmel nicht wegzudenken. Was nur Wenige wissen: Der Raglanärmel ist häufig auch Teil von extravaganten Couture-Schnitten.
Grund genug also, sich das Schnitt-Detail Raglanärmel einmal näher anzusehen. Damit Sie beim nächsten Mal, wenn Sie auf ein Kleidungsstück mit Raglanärmel stoßen, wissen, auf was Sie sich einlassen.
Was ist ein Raglanärmel oder ein Raglanschnitt?
Der Raglanärmel ist die spezifische Schnittform eines Ärmels.
Dabei wird der Ärmel nicht in ein rundes Armloch eingesetzt, sondern die Ärmel-Ansatznaht verläuft von der Achsel in einer geraden oder leicht gebogenen Linie direkt bis zum Halsausschnitt.
Die Schulterpartie ist im Ärmel-Schnittmuster quasi als Ärmelkugel bereits mit eingearbeitet.
Woher kommt der Raglanärmel?
Die Erfindung des Raglanärmels hat eine spannende Geschichte.
Der Name geht zurück auf den britischen Feldmarschall Lord Fitzeroy Somerset Raglan. Dieser verlor in der berühmten Schlacht von Waterloo einen Arm. Daher schneiderte ihm die britische Militärschneiderei einen Spezialmantel, den er einarmig besser an- und ausziehen konnte.
Der Raglanärmel war geboren.
Erwähnt wurde der Mantel mit dem ungewöhnlichen Ärmelschnitt dann erstmals 1862, als Lord Raglan seinen Spezialmantel im Krimkrieg trug.
Der Raglanärmel reiht sich damit in die lange Reihe der modischen Erfindungen ein, die militärischen Ursprungs sind.
Wie sieht ein Raglanärmel aus und welche Schnitt-Varianten gibt es?
Das Wichtigste beim Schnittmuster für einen Raglanärmel ist der Verlauf der Ärmelansatz-Nahtlinie zwischen Achsel und Halsausschnitt und wie diese geformt ist.
Danach werden die unterschiedlichen Schnitt-Varianten des Raglanärmels unterschieden:
- Beim Vollraglan ergibt sich eine gerade oder nur leicht gebogene Nahtlinie, die fast direkt von der Achsel zu einem Punkt des vorderen und rückwärtigen Halsausschnittes führt. Diese Linie kann gerade oder leicht gebogen verlaufen.
- Beim Zero-Raglan stoßen die beiden Nahtlinien des vorderen und rückwärtigen Ärmels am Halsausschnitt genau aufeinander. Dadurch wird die Nahtlinie etwas steiler.
- Beim Halbraglan endet diese Nahtlinie nicht beim Halsausschnitt, sondern an einer Stelle auf der Schulternaht. Die Nahtlinie verläuft zwar immer noch schräg zum Halsansatz hin, aber deutlich steiler und mündet noch vor dem Hals in die Schulternaht.
- Beim Zungenraglan oder der sogenannten Sattelschulter verläuft die Nahtlinie zuerst senkrecht nach oben, macht dann einen 90-Grad-Wendung, um schließlich parallel zur Schulterlinie weiterzugehen, bis sie an einem Punkt des vorderen und hinteren Halsausschnitts endet. Dadurch ergibt sich eine rechteckige, kantig oder leicht gerundet gearbeitete Naht im Schulterbereich.
Wichtig dabei: Je nachdem, wie die Raglan-Ansatznaht verläuft und wie das Kleidungsstück an dieser Stelle mit Farben, Mustern und Stoffen gestaltet ist, ergeben sich andere figürliche Wirkungen.
Um den Raglanärmel für Ihre Figur vorteilhaft einzusetzen oder wenn Sie sich ein Kleidungsstück mit Raglanärmel vielleicht sogar selbst nähen möchten, helfen Ihnen die folgenden Details…
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Der Raglanschnitt lädt förmlich dazu ein, solche spielerischen, dekorativen Details umzusetzen und dabei taktische Figur-Optimierung zu betreiben.
So wird der Raglanärmel zu einem äußerst interessanten Stilmittel – für Frauen mit breiten Schultern, die ihre äußere Silhouette ausblenden möchten, ebenso wie für Frauen, die genau das Gegenteil anvisieren: ihre Schulterzone zum Blickpunkt zu inszenieren.
Was meinen Sie: Konnte ich Ihr Interesse für den Raglanärmel wecken? Haben Sie schon ein solches Teil im Schrank? Gestaltet der Raglanärmel dabei Ihre Schulterpartie in der gewünschten Weise?
Guten Morgen Stephanie
Ich habe Kleidergröße 46 in Hosen und am Oberkörper 44 und eine ziemlich große Oberweite und habe Raglanärmel bisher immer vermieden. Da ich denke das es mich eher noch breiter aussehen lässt.
Ich werde mal weiter recherchieren und in das eine oder andere Teil mit dieser Schnittart probehalber mal anziehen.
Danke für Deine Inspiration
Karin
Liebe Karin,
Dein Gefühl trügt Dich nicht! Bei zwei unterschiedlichen Kleidergrößen an Ober- und Unterkörper scheinst Du eine A-Figur zu haben. Da machen die normalen Raglanärmel die Schultern noch schmaler und vergrößern so optisch noch zusätzlich den Größenunterschied bei den Proportionen. Also genau das, was Du gar nicht brauchst. Du könntest aber durchaus einmal mit Zungenraglan experimentieren – aber bitte nichts kaufen, wenn Du Dir nicht sicher bist!
Viele Erfolg bei Deinen weiteren Versuchen!
Liebe Grüße von
Stephanie alias die Modeflüsterin
Liebe Stephanie,
wieder ein schöner und informativer Artikel!
Den Zungenraglanärmel habe ich bisher gar nicht in die Kategorie Raglan eingeordnet. Genaugenommen hatte ich ihn gar nicht auf dem Schirm, hätte auch nicht gewusst, wie ich ihn benennen sollte.
Tatsächlich habe ich kein Kleidungsstück mit Raglanärmeln in meinem Repertoire. Da ich meine Schultern nicht verschmälern möchte, hat unbewusst scheinbar noch kein Raglanärmel den Weg zu mir gefunden.
Was mir übrigens auch sehr gut gefällt, sind deine Pinterest-Pinnwände. Für mich machen sie, ergänzend zu deinen schönen Zeichnungen, die theoretischen Betrachtungen noch lebendiger.
Herzliche Grüße in die Runde
Martina
Liebe Martina,
vielen Dank! Ja, ich finde auch, dass Pinterest eine tolle Plattform ist – für Mode und Kreative eine echte Spielwiese 🙂
Dass noch kein Raglanärmel bei Dir eingezogen ist, ist bestimmt Mode-Karma 😉 Oder eben einfach ein gutes Gespür, was Dir steht. Manchmal ist es ja tatsächlich so, dass man einen Mantel oder eine Jacke aber auch einen Pullover anprobiert und irgendetwas stimmt nicht. Jetzt weißt Du, was Du zusätzlich überprüfen kannst: Wie die Ärmel eingesetzt wurden! Viel Erfolg weiterhin!
Liebe Grüße von
Stephanie alias die Modeflüsterin
Danke für diese Übersicht! Ich habe Raglanärmel schon immer gemieden, beziehungsweise einfach nicht verstanden, warum man das gut finden sollte. Als A-Figur – besonders mit größerer Brust und vollen Oberarmen – lenkt das eben völlig weg von den Formen, die ich betonen will: Schultern und Brustrundung. Beim Zungenraglan dagegen habe ich schon mehrfach überlegt – jetzt werde ich mir die Schnittmuster damit nochmal genauer ansehen!
Liebe Luise,
beim Zungenraglan kommt es absolut darauf an, wie der Designer die äußere Schulterlinie geformt hat. Verbreitert diese die Schultern deutlich, kann auch der A-Typ davon profitieren. Auf dem Pinterest-Board sind ein paar couturige Schnitte in dieser Richtung zu sehen.
Viel Erfolg bei Deinen weiteren Recherchen!
Liebe Grüße von
Stephanie alias die Modeflüsterin
Liebe Stephanie, liebe Moflüs,
NATÜRLICH sind Raglanärmel fester Bestandteil in meinem Kleiderschrank. Als Y weiß ich die schulterschmeichelnde Wirkung sehr zu schätzen, besonders bei Mänteln und lockeren Teilen.
Denn für eine figürliche Eigenheit sind meine starken Schultern von Vorteil – sie balancieren die größere Oberweite aus. Ein schmaler Strickpullover mit Raglan oder ein enges Sportshirt mit Raglan gehen figürlich gar nicht, da bleibt optisch nur noch Busen übrig.
Bei engen Kleidungsstücken bevorzuge ich also weiter normale Ärmel, sogar kleine Polster oder dezente Puffärmelansätze sind in Ordnung. Bei weiteren, den Körper umfließenden Kleidungsstücken ist der Raglan sehr vorteilhaft, weil er den Körper insgesamt weniger breit wirken lässt.
Unschlagbar ist der Raglanärmel im Winter – unter einen Wintermantel mit Raglan passt auch der dickste Pullover oder Blazer, die unter einen Mantel im Blazerschnitt nicht passen würden.
Die verschiedenen Varianten kannte ich noch nicht, bin aber schon mehrfach Pullovern mit Zungenraglan begegnet (und hab sie nie gekauft!). Sehr interessant!
Sehr bewundert habe ich die heutige Zeichnung – der Glanzeffekt auf dem Satinstoff ist faszinierend echt und in der Vergrößerung mit so einfachen Mitteln hergestellt, das sieht ganz toll aus, liebe Stephanie!
Hier muss gleich noch ein Kinder-Halloween-Umhang genäht werden, der Einfachheit ohne Raglan,
Habt einen schönen Sonntag,
herzliche Grüße von Henrike
Liebe Henrike,
Deine Beschreibung zeigt, wie wichtig es ist, bei modischen Entscheidungen den ganzen Körper im Auge zu behalten – nicht nur einzelne Körperzonen 🙂
Daher bringt auch die Betrachtung nur nach den gängigen Figurtypen nicht so viel weiter. Es sind die Proportionen des Körpers, die Größenverhältnisse der verschiedenen Zonen des Körpers zueinander, die wirklich zählen. Wie in Deinem Fall als Y-Typ, der eben nicht nur eine breite Schulter-Zone hat, sondern weitere individuelle Gegebenheiten, die zusammengenommen darüber entscheiden, welche Maßnahmen genau für Dich passen. Wie schön, wenn man dann mit diesen individuellen körperlichen Gegebenheiten so souverän spielen kann! 🙂
Liebe Grüße von
Stephanie alias die Modeflüsterin