keines

Bluse mit Statement-Ärmlen - wem steht das wirklich?

Sie sind Ihnen bestimmt schon aufgefallen: die neuen Blusen mit Statement-Ärmeln, sprich: den abenteuerlichsten, auffälligsten Ärmelformen, von Trompetenärmel, über Glockenärmel bis hin zu mächtigen Ballonärmeln. Aber wem steht eine Bluse mit Statement-Ärmeln wirklich? Was geschieht, wenn ein eigentlich sportlich-purer Stiltyp eine solche üppige Bluse mit Rüschen oder Volants am Ärmel tragen möchte? Oft ist es genau das, was Anja alias der „Schminktante“ passiert ist: Sie fühlen sich mit einer Bluse mit Statement-Ärmeln nicht hundertprozentig wohl in Ihrer Haut. Und Sie wissen nicht wirklich, woran das liegt.

Das schreit natürlich nach einer Outfit-Analyse. Und so wurde aus einem kollegialen Hilferuf von Anja eine ausführliche Erforschung ihres neuen Looks – Bluse mit mit Statement-Ärmeln inklusive.

Und da es so viel Spaß macht, machen wir noch ein kleines Ratespiel vorweg. Sind Sie dabei?

Anjas Alltags-Stil: schlicht, einfarbig und sportlich-lässig.

Anja ist eine Frau mit klaren Ansagen und Prinzipien. Das macht sich auch in ihrem Stil bemerkbar. Schi-Schi und viel Verzierung oder auffällige Muster sind nicht ihr Ding. Vielmehr sind es schlichte, klassische und einfarbige, matte Stücke, die das Gros ihrer Garderobe ausmachen.

Ihr Hauptstil ist sportlich-lässig und ein bisschen burschikos. Dies korrespondiert mit ihrem Temperament und der Dynamik ihrer Persönlichkeit.

So viel innere und äußere Beweglichkeit drückt sich gerne in sportlichen Stil-Details aus, beispielsweise Ringelshirts und Streifen jeder Art, Tunnelzüge, Schnürungen und alles, was nach weißer, frischer Tennis- oder Cricket-Mode aussieht. Nicht zu vergessen Hoodies und weitere Elemente, die typisch für die urbane, unisex Street Fashion sind.

Schließlich ist man als Make-up Artist ja oft „on the road“. Da muss es praktisch und bequem sein.

Bluse mit Statement-Ärmeln - Outfit-Analyse - Modeflüsterin - Mode, Stil und Well-being für starke Frauen 40 plus

Aber auch eine weibliche Facette von Anja zeigt sich bei bestimmten Anlässen – nicht zuletzt, wenn sie bei eleganteren Looks ihr üppiges Dekolleté, ihre schlanken Arme mit entsprechenden Kleiderschnitten dezent in Szene setzt.

Zu allem gesellt sich eine Prise Schauspieler-Gen. Das Theaterspielen ist ihre Leidenschaft und das Verkleiden gehört zu einer ihrer Lieblingsübungen. Entsprechend fällt die Auswahl von wenigen, aber bewusst gesetzten Accessoires aus – und manchmal müssen es dann eben die Statement-Ärmel sein…

Anjas Figur: proportional etwas breitere Schultern, größere Oberweite und schmale Hüften.

Anjas Figur ist am ehesten mit einem recht kurvigen Y-Typ zu beschreiben. Denn ihre Schultern sind breiter als ihre Hüften. Die vergleichsweise große Oberweite passt ebenfalls zum Y-Typ.

Anders als beim typischen Y-Typ befindet sich jedoch zwischen Brust und Hüfte eine deutlich erkennbare Taille, die zusammen mit der größeren Oberweite für mehr Weiblichkeit sorgt. Anja könnte mit ein paar Tricks und einer akzentuierten Taille ohne weiteres als X-Figur durchgehen.

Die Beinlänge von Anja ist proportional ausgeglichen – weder der Oberkörper, noch die Beine sind deutlich länger oder kürzer. Damit stehen ihr bei der vertikalen Komposition ihrer Outfits ganz viele Optionen offen.

Das Ratespiel: Finde den Fehler!

So, jetzt sind zur Abwechslung erst einmal Sie dran: Denn nachdem Sie jetzt so viel von Anja wissen und bevor Sie weiterlesen, sollten Sie sich das Outfit von Anja oben noch einmal ganz genau ansehen. Dann können Sie wahrscheinlich herausfinden, welche Details davon das Unbehagen von Anja verursachen. Nur so viel vorab: Ich erkenne vier Details, die ich am Outfit ändern würde. Und Sie?

Wenn Sie damit fertig sind, dann könnten Sie noch alle positiven Punkte notieren. Was ist am Outfit besonders gut gelungen und unterstreicht bestens Anjas Typ? Ich sehe weit über 10 Details, die perfekt zu Anja passen…

Die Analyse: Farben, Schnitte und Stil

Wie immer analysiere ich das Outfit nach den drei wesentlichen Kriterien: Farbe und Muster, Schnittdetails und Silhouette sowie Stil-Elemente. Ich komme zu folgenden Erkenntnissen:

Anjas Outfit hat viele vorteilhafte Elemente. Nur vier Details sind nicht optimal für Ihren sportlich-lässigen Stil und Ihre leicht Y-Figur.

Anjas Outfit hat viele vorteilhafte Elemente. Nur vier Details sind nicht optimal für Ihren sportlich-lässigen Stil und Ihre leicht Y-Figur.

Farben: Weiß und Hellblau mit Streifen – da kann man Nichts falsch machen oder doch?

  • Das Outfit ist insgesamt nur aus weißen und hellblauen sowie hellblau-weiß-gestreiften Zonen aufgebaut. Alle Farben passen auf den ersten Blick zum kühleren Farbtyp von Anja – auch wenn zur genauen Bestimmung natürlich eine individuelle Farbanalyse nötig wäre.
  • Die Wahl der frischen Farbenkombination einschließlich Streifenmuster spiegelt die sportlich-lässige Seite von Anja gut wider und passt daher zu ihrer Ausstrahlung.
  • Die weiße Jeans korrespondiert perfekt mit den weißen Sneakers. Weiß wirkt clean und puristisch und zahlt auf die schlichten, klaren Stilanteile Anjas ein.
  • Das Hellblau der Bluse besteht aus einem jeans-ähnlichen Material und hat daher ebenfalls den Touch lässiger Sportlichkeit. Das Material unterstützt Anjas lässigen Street-Style-Charakter.
  • Dass das Oberteil dunkler gefärbt ist als der Unterkörper, kommt dem etwas kräftiger ausgeprägten Schulter-Brustbereich zugute.
  • Die Streifenakzente befinden sich am Blusensaum, an der inneren Lage der angesetzten Ärmel-Volants und bei den Bindebändern, die dem Ärmel eine noch stärkere Trompetenform verleihen. Das Muster zieht den Blick auf sich – und zwar in die Hüftregion. Diese ist bei Anja schmal ausgeprägt. Das ist figürlich ein sehr positiver Aspekt des Outfits.
  • Die vertikale Aufteilung der Farben entspricht ungefähr dem Goldenen Schnitt und damit einem Verhältnis von ca. 3 zu 5 Anteilen – 3 blaue und 5 weiße Anteile. Wobei das gestreifte Areal in der Hüftzone theoretisch zu beiden Farbzonen zählen könnte…
  • Die gestreifte Zone des „Fake-Lagenlook“ verbindet den Unterkörper mit dem Oberkörper. Es entsteht eine farbliche Verzahnung, die das Outfit in der Mitte zusammenhält.

Eine noch stärkere Farbklammer würde sich jedoch ergeben, wenn sich in Gesichtsnähe noch ein weiterer, weißer Frische-Kick finden ließe. Im oberen Drittel des Outfits fehlt die Wiederholung von Weiß – beispielsweise in Form einer weiß gerahmten Statement-Sonnenbrille, von auffälligen weißen Ohrhängern oder von einem weiß-blau-gestreiften Blusenkragen, der mit dem Blusensaum korrespondiert.

Mein Tipp lautet daher:

Auch ein weißer oder gestreifter Besatz am Ausschnitt könnte diesen Akzent schaffen. Das Outfit wäre dann farblich noch harmonischer und runder.

Silhouette: Oben weit, unten schmal und an den Hüften ausgestellt – passt immer oder?

Eigentlich ist die Kombination „oben weit, unten schmal“ ja ein Fashion-Klassiker. Und das wäre sie auch in diesem Beispiel bei einem H-Typ. Oder bei einem O-Typ mit kleinem Busen. Oder sogar bei einem klassischen Y-Typ – falls auch die sonstigen Schnitt-Details für den Y-Typ vorteilhaft wären.

  • In Anjas Fall jedoch hat der blaue Teil der Bluse eine kürzere Kastenform ohne jegliche Taillierung. Da der gestreifte Blusensaum optisch mit dem Weiß der Hose verschmilzt, entsteht am Oberkörper eine quadratische, blaue Form. Und das ist leider für ihre größere Oberweite und die breiten Schultern gar nicht vorteilhaft.

Die Breite der Schultern wird betont. Während die größere Oberweite eigentlich eine schmalere Zone im Unterbrustbereich benötigt. Diese wäre bei Anjas Figur zudem vorteilhaft, da dann auch ihre schöne Taillenkurve zur Geltung käme. Auch würde ein schmalerer Torso die blaue Zone optisch verlängern – ein Pluspunkt zum Ausgleich von breiten Schultern.

Mein Tipp lautet daher:

Anja sollte die Bluse zur Schneiderin bringen, um sie taillieren zu lassen. Auch Brustabnäher wären hilfreich, falls umsetzbar.

  • Erschwerend kommt hinzu, dass der breite, relativ hohe Rundhals-Ausschnitt der Bluse die Breite der Schultern – und auch das Quadratische des Oberteils – zusätzlich betont. Der Dekolleté-Bereich oberhalb der Brust wird fast komplett bedeckt.

Genau das Gegenteil wäre für Anja vorteilhaft: das Dekolleté in Szene zu setzen und die Schultern optisch schmaler erscheinen zu lassen.

Mein Tipp lautet daher:

Anja sollte den Ausschnitt der Bluse vergrößern lassen, sodass er mindestens genauso tief wie breit ist.

  • Die gerundete Form des Ausschnitts wiederum steht Anja grundsätzlich sehr gut. Denn ihre untere Gesichtshälfte ist eher spitz zulaufend und der Hals ist eher lang als kurz. Ein gerundeter Kontrast zu dieser starken vertikalen Ausrichtung von Gesichtsform und Hals stellt einen harmonisierenden Effekt dar.
  • Die Schulternähte der Bluse sitzen gut: etwas innerhalb und oberhalb auf der Schulter, wie dies bei Y-Typen und eingesetzten Ärmeln vorteilhaft ist.
  • Die geraden Ärmel nehmen durch einen angesetzten Volant in Hüfthöhe Volumen auf. Das kann Anja ohne weiteres vertragen, da sie schmale Hüften hat. Der Blickpunkt der Statement-Ärmel dort ist rein figürlich also durchaus vorteilhaft.
  • Das Lagen-Detail des Blusensaums verdeckt den Schritt und macht es somit einem Betrachter unmöglich, die genaue Beinlänge von Anja auszumachen – gut, um die Beine optisch lang zu machen!
  • Die gerade Skinny-Jeans akzentuiert Anjas schön schlanke, gerade Beine und wird diesem Sahnestückchen ihrer Figur sehr gut gerecht.
  • Die Beinlänge von Anja erlaubt es zudem, den Hosensaum trendy aufzukrempeln, um nackte Fesseln zu zeigen. Und dennoch dazu flache, weiße Schuhe zu tragen, die nicht gerade zierlich sind.

Stil: Ein bisschen sportlich, ein bisschen lässig-burschikos und ganz viel Romantik – ein gelungener Stilmix?

In diesem Outfit schreit eigentlich alles nach schlicht, lässig, ein bisschen burschikos und sportlich:

  • Die Materialien, die Farben, das Streifenmuster passen zu Anjas Stil.
  • Die eingesetzten Basics und deren typisch sportlich-lässige Eigenschaften sind für Anja ideal: Eine Jeans, die Sneakers, der schlichte Rundhalsausschnitt, die kastig-voluminöse Form der Bluse (trotz ihrer figürlichen Nachteile, die für sich alleine betrachtet stilistisch durchaus zu verkraften wären), der angedeutete, lässige Lagenlook.
  • Das puristische Styling, ohne jeglichen Schmuck oder Accessoires spiegelt unkomplizierte, natürliche Lässigkeit.

Das passt doch eigentlich alles zum oben skizzierten Stiltyp von Anja oder?

Das entscheidende Wort lautet: eigentlich. Denn „uneigentlich“ sind es die Volant-Ärmel, die das ganze Outfit dominieren und den entscheidenden Blickpunkt setzen. Volants sind der Inbegriff der verspielten Weiblichkeit. Alles ist rund, weich und fließend. Nichts ist zurückhaltend, kantig oder strukturiert.

Da kann auch das sportliche Streifenmuster nicht dagegen ankommen. Umso weniger, als die Streifen-Bänder dazu genutzt werden, um romantische Schleifen-Akzente mit mädchenhaftem Charme an der Ansatznaht der Volants anzubringen.

  • Eine dezente Schleife am schlichten Ärmelabschluss – kein Problem für Anja. Ein schlichter Volumenzuwachs am Ärmelsaum, der mehr an sanfte Trompetenärmel erinnert als an einen Volant – kein Problem für Anja. Aber Volants plus mädchenhaft-verspielte Schleifen: So entsteht ein Zuviel an zuckersüßer Weiblichkeit, das sogar die femininen Stil-Facetten von Anja und ihr Verkleidungstalent überfordert.

Fazit: Zu viel romantischer Akzent an den Hüften, zu wenig weibliche Akzente an Taille und Dekolleté

Anjas Outfit ist ein Beispiel dafür, dass ganz viel in einem Outfit stimmen kann: Farben, Materialien, sogar Silhouetten, die meisten Basics und das Styling. Und dass es sich dennoch irgendwie falsch anfühlt. Denn nur ein Zuviel oder ein Zuwenig kann darüber entscheiden, ob ein Look stimmig und harmonisch oder eben nicht ganz passend erscheint.

Im Fall von Anjas Look sind es im Wesentlichen vier Details, die in ihr das ungute Gefühl ausgelöst haben, dass etwas nicht stimmt:

  • Der Rundhalsausschnitt hat zu wenig Tiefe, um das Dekolleté in Szene zu setzen und die Schulterbreite auszugleichen.
  • Zusätzlich fehlt am Gesicht ein frischer Akzent, der das Outfit farblich zusammenhält.
  • Die kastige Blusensilhouette versteckt Anjas wunderbar weibliche Kurven an Busen und Taille und akzentuiert die breiten Schultern noch mehr.
  • Die Volants samt Schleifen an den Statement-Ärmeln setzen stilistisch die falschen Signale: Anja braucht klassische, erwachsene Weiblichkeit durch Schnittführung, nicht üppige, mädchenhafte Romantik.

Insgesamt ergibt sich damit ein durchaus ansprechender Look mit interessanten Details und einer guten Portion Trendiness. Wenn Anja einfach mal Lust dazu hat, einen so exzentrischen Stil, wie Statement-Ärmel, umzusetzen und aus ihrer stilistischen Komfortzone herauszugehen, dann kann sie das in dieser Form machen. Denn es ist völlig legitim, mit modischen Erscheinungen zu spielen und sich auszuprobieren! Solange es Spaß macht.

Die gute Nachricht dazu ist: Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die einem Kleidungsstück den nötigen Wohlfühlfaktor verleihen. Anja wird wohl den Ausschnitt und die Taillierung der Bluse ändern lassen. Ich würde ihr zudem dazu raten, die Schleifen-Details wegzulassen. Eine pure, taillierte Bluse mit schlichten Volants am Ärmelsaum kann ich mir gut für Anja vorstellen.

Wenn auch Sie manchmal etwas Neues ausprobieren und das Gefühl haben: Da stimmt etwas nicht! Dann sehen Sie einfach noch ein bisschen genauer hin. Bis Sie sich mit den neuen Formen angefreundet und festgestellt haben, was für Ihren individuellen Stil geht und was eher nicht, kann durchaus ein bisschen Zeit vor dem Spiegel vergehen. Das ist bei mir nicht anders.

Aber die Anstrengung lohnt sich: Denn danach sind Sie wieder ein bisschen klüger. Und haben wieder etwas über den eigenen Stil gelernt. Nämlich darüber, wo eine Ihrer stilistischen Grenzen liegt, die Sie nicht überschreiten sollten – es sei denn natürlich, es macht Ihnen gerade so unglaublich viel Spaß wie Anja…

Welche neuen Trends haben Sie erfolgreich in Ihren Look integriert und wo hatten Sie Probleme? Haben Sie herausgefunden, woran das lag?