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Der Stil von Carolyn Bessette Kennedy - Fashion-Ikone für klassischen Minimalismus

*Mit Werbung – Ich war ihrem Stil auf den ersten Blick verfallen. Als in den 90er Jahren zum ersten Mal ein Foto von Carolyn Bessette Kennedy – kurz CBK genannt – in einer deutschen Modezeitschrift erschien, war ich sofort fasziniert vom Stil dieser außergewöhnlichen Frau.

Mit ihren puristischen, coolen, aber gleichzeitig auch auf eine gewisse Art unangestrengt und nahbar wirkenden Looks wurde sie zu einer meiner Modevorbilder.

Umso mehr freute ich mich auf das Buch aus dem New Yorker Abrams-Verlag: „CBK – A Life In Fashion“ von Sunita Kumar Nair (*Affiliate-Link).

Das Buch ist einer Stil-Ikone gewidmet, deren Einfluss weit über die 90er Jahre, bis zu den Designs zeitgenössischer Modeschöpfer hineinreicht. Und die viel zu früh verstorben ist.

Im Buch kommen nun zahlreiche Stimmen von Wegbegleitern aus der Fashionszene News Yorks zu Wort, die mit ihren Berichten, Erlebnissen und Einsichten die Faszination CBK zum Leben erwecken.

Wollen Sie diese unvergessliche Frau und ihren Look näher kennenlernen? Dann kommen Sie mit auf eine kleine Zeitreise…

Das Cover des Buchs "CBK - A Life in Fashion" von Sunita Kumar Nair aus dem Abrams-Verlag

CBK – die Lady Di der USA

Als Carolyn Bessette in das Visier der Öffentlichkeit gerät, gibt es noch kein Internet und keine sozialen Medien (nur schwer vorstellbar, nicht wahr?).

Es gibt Pressefotos und Paparazzi, die sich eine goldene Nase verdienen, wenn sie einen seltenen Promi vor die Linse bekommen. Je unvorteilhafter, umso besser, sprich: umso mehr ist das Foto wert.

Als CBK das erste Mal offiziell vor die Kameras tritt, wird ihre Verlobung mit John Kennedy Jr. verkündet – mit dem vielversprechenden Sprössling des Kennedy-Clans und begehrtesten Junggesellen seiner Zeit. Darauf folgt eine Paparazzi-Jagd sondergleichen – die US-amerikanische Version von Lady Di, könnte man fast sagen.

Caroyn war sehr bewusst, was passieren würde, wenn sie John Jr. heiratet:

“Er hat mich gefragt, ob ich ihn heirate”,

vertraute sie sich einem Freund an. Und ergänzte auf Nachfrage und mit ängstlichem Blick:

“Mein Leben wird sich komplett verändern.”

Das Erste, was die Öffentlichkeit jedoch von Carolyn kennenlernt, ist ihre Privatheit.

Sie hat sich als Shop-Angestellte im Bostoner Calvin Klein Store zur Betreuerin für wohlhabende Kundinnen in der New Yorker Zentrale des Labels und schließlich zur PR-Frau für die Marke Calvin Klein hochgearbeitet.

Sie weiß mit der Presse umzugehen. Sie versucht niemals, sich für die Öffentlichkeit zu verkleiden.

Als sie das Licht der Publicity erblickt, hat sie ihren Stil bereits entwickelt und verfeinert. Für ihre öffentlichen Auftritte legt sie sich eine Uniform zu, die sie in jeder Situation authentisch und „unaufgeregt“ wirken lässt.

Mit dabei: viel Schwarz, Weiß und Beige, perfekte Schnitte und Stoffe sowie roter Lippenstift.

Carolyn entwickelt eine puristische Stil-Sprache, die universell und zeitlos ist. Die nicht aufgesetzt ist, sondern sich aus Carolyns innerstem Stil-Empfinden speist. Eine bessere Rüstung für das überbordende Interesse der Öffentlichkeit gibt es nicht.

Damit bietet sie den skandalsuchenden Paparazzi keine Angriffsfläche. Sie bleibt immer einfach sie selbst: eine betörend „reale“, bodenständige, sinnliche, intelligente, neugierige, in sich ruhende, den Menschen zugewandte, freundliche, junge Frau.

Eine Frau mit Klasse.

Carolyn Bessette Kennedy geht mit John Kennedy Jr. auf einer New Yoker Straße. Sie trägt eine beige Kordhose und einen schwarzen Rollkragenpulli mit ihrer geliebten Birkin-Bag von Hermés.

Dieser Schnappschuss auf den Straßen New Yorks zeigt das Paar im typischen Street-Style in harmonischer Zweisamkeit. Carolyn trägt eine ihrer Uniformen: eine braune Kordhose, einen schwarzen Pullover, schwarze Sonnenbrille und ihre geliebte Tote-Bag. (Foto: William Regan/ZUMA Press, mit besonderem Dank an Abrams)

Was bleibt 1: Unzählige Schnappschüsse einer faszinierenden Frau

Viel zu kurz war die Zeit, die Carolyn in der Öffentlichkeit verbrachte, bevor ein tragischer Flugzeugabsturz sie, ihre Schwester und John Jr. aus dem Leben riss.

Was bleibt, sind unzählige Schnappschüsse von Events aus Politik und Fashion, Freizeitaktivitäten mit John Jr. und Freunden sowie Straßenszenen, die irgendeine Paparazzo-Linse festgehalten hat.

Eine große Zahl dieser Schlaglichter auf Carolyns Leben in den 90er Jahren hat die Autorin des Buchs, Sunita Kumar Nair, zusammengetragen. Es sind nur wenige gestellte, offizielle Fotos dabei. Die meisten zeigen CBK „irl“ – „in real life“ – ganz natürlich.

Als Leserin fühle ich mich oft als eine Art heimlicher Beobachter – fast so, als wäre ich dabei gewesen und würde die faszinierende Präsenz dieser Frau spüren. Dies gibt eine kleine Ahnung davon, wie Carolyn wohl im vertrauten Kreis ihrer Freunde und Familie gewesen sein mag.

Was bleibt 2: Die New Yorker Fashion-Szene erinnert sich an CBK

Ein noch besseres Bild ergibt sich, wenn Sie die vielen Interviews und Erinnerungen lesen, die im Buch festgehalten werden.

Wie die Bruchstücke eines zerbrochenen Spiegels setzt die Autorin des Buchs ein Image von CBK zusammen, das sich allmählich vor dem inneren Auge entwickelt.

  • Wie CBK auf andere Menschen wirkt – Ihr ganz besonderer Charme und Ihr echtes Interesse an Menschen, ungeachtet von Herkunft oder Status.
  • Wie sich CBK in bestimmten Situationen verhält – von ausgelassener Partylaune unter Freunden über akribische Detailgenauigkeit, wenn es um Mode geht, bis hin zur zurückgenommenen, „privaten“ CBK in der Öffentlichkeit.
  • Wie sich ihr ganz individueller Stil zeigt – ihre Vorlieben für bestimmte Designer, Farben, Schnitte und Stylings.
  • Was ihr modisch, aber auch menschlich (anscheinend) wichtig war – ihre andauernde Suche nach der perfekten Passform von Basics, ihre Überzeugung, dass weniger Hochwertiges im Kleiderschrank mehr ist, ihre unglaubliche Freundlichkeit und Aufmerksamkeit und ihre Uneitelkeit im täglichen Leben.

Ergänzt werden diese Fremdbilder durch vereinzelte Zitate von Carolyn und John Jr. selbst, die einen winzigen Einblick in ihre außergewöhnliche Verbindung gewähren.

Die für mich wichtigste Erkenntnis dabei möchte ich Ihnen vorweg verraten:

Carolyn ist bereits eine unglaublich stilvolle und selbstbewusste Frau, bevor sie durch ihre Verlobung mit John Jr. für die Öffentlichkeit entdeckt wird.

Sie hat ein gutes Auge für stilistische Details. Sie weiß exakt, was Sie will – und was nicht.

Sie „braucht“ keine zusätzliche Aufmerksamkeit der Presse, keinen Protz, keinen Status, um eine wahrlich große Persönlichkeit mit Klasse zu sein. Ihre authentische Reduktion auf das Wesentliche, ihr echtes Interesse an Mode und Menschen und die damit einhergehende gewisse Art von unaufgeregter Selbstverständlichkeit machen sie unsterblich.

Klare Gesichtszüge spiegeln Carolyns Liebe für klassischen Minimalismus.

Carolyns klare Gesichtszüge scheinen fast wie ein Spiegel ihrer Seele zu sein – und passen gut zu ihrer Liebe für klassischen Minimalismus. (Foto: Avalon.Red, mit besonderem Dank an Abrams)

Einige Schlüssel-Zitate zum Stil von Carolyn Bessette Kennedy machen dies deutlich. Das Buch umfasst unzählige dieser wertschätzenden Erinnerungen und Beschreibungen von Carolyn. Einige habe ich hier für Sie herausgesucht und sinngemäß ins Deutsche übersetzt:

Edward Enninful, Chefredakteur der britischen VOGUE, beschreibt Carolyns Stil als „minimalistischen, reduzierten Luxus“ und ihre Looks als ganz unangestrengt – „easy“ – und stimmig. Alles an ihr sehe einfach und [auch für andere Frauen] erreichbar aus.

Gabriela Hearst, Gründerin und Kreativdirektorin von Gabriela Hearst und Kreativdirektorin von Chloé, hebt vor allem die Qualität und Zeitlosigkeit von Carolyns Stil hervor:

„Nichts an ihrem Stil war erzwungen, das machte sie so charismatisch. Ihr Stil war nicht opulent, aber luxuriös. Es ging mehr um Form und Silhouette. Es gab keine Ablenkungen.

Ihr Stil war zeitlos. Ihr Aussehen und was sie trug, ist bis heute eine relevante Ästhetik jenseits aller Trends. Sie verstand den Wert von Qualität und Mäßigung… Die Tatsache, dass sie nur wenige Stücke besaß, zeigt, wie modern sie war.“

Die Autorin des Buches definiert Carolyns Stil als klassischen Minimalismus. Dieser sei einfach und zugänglich, aber gepflegt und mit einem sehr anspruchsvollen Auge zusammengestellt.

Mit ihrer Erscheinung versprühe sie eine Stimmung der Unbeschwertheit und des Glücklichseins mit sich selbst und ihrer Kleidung.

(Das klingt fast wie eine Stil-Botschaft aus der Modeflüsterin-Stil-Formel, nicht wahr?)

Anne Demeulemeister, belgische Modedesignerin, beschreibt Carolyns untrügliches Auge, mit der sie Schnitte, Formen und Silhouetten von Kleidung beurteilte.

Sie betont, dass Carolyn keine Stylistin benötigte. Sie hatte ihre eigene Vorstellung davon, was sie wollte und wusste, was zu ihrem Körper und zu welchem Anlass passte.

Sie fährt fort:

„Wenn Du selbstsicher bist und weißt, wer Du bist – nach dem Motto ‚das ist es, was ich wirklich mag und worin ich mich wohlfühle‘, dann geht es darum, die Stücke zu finden, die für Dich richtig sind. Dann fühlst Du Dich bereit, um in die Welt hinauszugehen, denn Du denkst Dir: ‚Ich fühle mich darin gut, ich fühle mich schön und ich fühle mich bereit, der Welt zu begegnen‘…
Und am Ende dieser Suche nach dem, was Du wirklich gerne trägst, steht eine Art Uniform.“

Auch Modeschöpfer Michael Kors ist voller Lob für Carolyns Stilgefühl: Sie sei die moderne Antwort auf den zeitlosen, amerikanischen Stil ihrer Schwiegermutter, Jacqueline Kennedy Onassis… und vereine Einfachheit, Eleganz und Leichtigkeit auf eine ikonische Weise.

Carolyn im Slip-Dress an einer Telefonzelle - schlicht und sexy.

Carolyn entdeckt das Slip-Dress für sich. Es ist ein puristisches, unkompliziertes Kleid, das den weiblichen Körper sanft umhüllt – schlicht, aber sexy! (Foto: New York Daily News Archive/Getty Images, mit besonderem Dank an Abrams)

Eine wunderbare Beschreibung von Carolyn findet auch Paul Rowland, Gründer der Modelagentur WOMEN:

“Sie war das Mädchen, das in 10 Minuten fertig war, cool und sorglos. Sie war nicht besonders trendy, trug aber Klassiker in dieser “Rock ‘n Roll”-Art…

Sie war ein außergewöhnlicher Mensch; sie hatte den besten Geschmack. Sie war ein wundervolles Mädchen, nett, schön, ein Magnet…

Sie war nicht im Mindesten manipulativ. Sie sprach zum Staatschef genauso wie zu einem Obdachlosen – sie würde das gleiche intensive, interessante Gespräch mit beiden führen. Sie mochte Menschen wirklich – nicht für das, was sie waren, sondern als Person.

Niemand kontrollierte sie; sie gehörte niemandem und tat immer das Unerwartete. Sie hatte ihren eigenen Kopf und schlug sich recht clever durch. Sie hatte so einen schrecklichen Sinn für Humor, der brillant, smart und witzig war.

Sie inspirierte Dich dazu, ein besserer Mensch zu sein – furchtlos und zielstrebig. Ihre Fähigkeit, sich mit Menschen zu verbinden, war so grundlegend, dass sie jeden einbinden konnte – das war die Essenz von Carolyn.”

Dem ist nichts hinzuzufügen, oder?

Was bleibt 3: Der zeitlose Look von Carolyn Bessette Kennedy

Im Buch wird auch auf die Kleidungsstücke eingegangen, die zu Carolyns Signature Look gehören. Diese besitzt sie teilweise in verschiedener Ausführung und trägt sie immer und immer wieder in wechselnden Outfits.

Dazu kommen bestimmte Vorlieben für Farben, Schnitte, Schmuck, Accessoires und Styling, die den typischen Carolyn-Look prägen.

Die weiße Hemdbluse

Eines der Key Pieces aus Carolyns Garderobe ist die weiße Hemdbluse, die sie übrigens gerne auch in schwarz trägt. Dabei ist ihr jedes Detail wichtig: der Stoff, der Schnitt, die Passform vom Kragen bis zur Manschette.

Sie trägt weiße Blusen zu allem und zu jeder Gelegenheit. Denn sie weiß um die Attraktivität dieser Gratwanderung zwischen männlichen und weiblichen Stil-Attributen.

Die College-Freundin Dana Gallo Strayton erzählt, dass Carolyn ihre weiße Bluse sowohl mit Sweatpants als auch mit einem langen Midi-Rock kombiniert. Dabei bemüht sie sich ständig, ihre natürliche, äußere Schönheit herunterzuspielen:

„Das Meer teilte sich sprichwörtlich, wenn Carolyn einen Raum betrat. Männer und Frauen gleichermaßen beobachteten sie gespannt, aber sie arbeitete hart daran, dass Ihre Schönheit sie nicht definierte. Sie war so viel mehr als ein schönes Gesicht; sie war auch innerlich schön.“

Carolyn selbst beschreibt ihren Look aus Jeans mit weißer Bluse, den sie 1992 zu einem Interview mit dem Glamour Magazin trägt, als „straightforward“, was so viel wie “einfach, unkompliziert und aufrichtig” bedeutet.

Sie wird berühmt dafür, gefühlt tausend verschiedene Möglichkeiten zu erfinden, wie sie ihre weißen Blusen stylt – im Sommer wie im Winter.

Eine weiße Hemdbluse, ganz lässig mit Jeans getragen, ist eine von Carolyns Uniformen.

Eine weiße Hemdbluse ist ein Must-have in Carolyns Kleiderschrank. Sie trägt sie auf ganz unterschiedliche Weise und in verschiedenen Eleganz-Levels, jedoch am liebsten ganz lässig, mit Jeans. Die offenen, wilden Haare werden nach ihrer Verlobung mit John Jr. oft in einem Zopf oder mit einem Haarband gebändigt. Eine der wenigen Zugeständnisse an ihr Leben unter dem wachsamen Auge der Kameras. (Foto: Michael Vinick, mit besonderem Dank an Abrams)

Der Mantel als Rüstung

Carolyn liebt Mäntel von Prada und ein Mantelkleid von Yohji Yamamoto.

Dabei haben es ihr besonders die typisch militärischen Details angetan, die auch einen Trenchcoat prägen. Das ist die Rüstung, die sie sich zulegt, wenn sie ihr New Yorker Apartment verlässt.

Sunita Kumar Nair kommentiert dies folgendermaßen:

„Menschen im Fokus der Öffentlichkeit, vor einer Kamera – häufig Politiker oder Royals – haben schon immer Mäntel oder Mantelkleider als Mittelpunkt ihrer Garderobe genutzt… Solche Mäntel bieten eine Art Schutz für die Trägerin.“

Gleichzeitig achtet Carolyn darauf, dass sie die Mäntel genau so trägt, wie dies der Designer ursprünglich vorgesehen hat – das ist ihre Art, das besondere Können eines Designers zu würdigen.

Die Autorin schreibt dazu:

“Carolyn schätzte jeden ihrer Mäntel und würdigte deren Formen und Silhouetten. Sie ließ niemals einen Gürtel offen, akzentuierte einen taillierten Schnitt und schloss alle Knöpfe und Verschlüsse, um den angestrebten (Design-)Effekt zu erzielen.”

Das “Kleine Schwarze” und das Slip Dress

Coco Chanel designte das erste “Kleine Schwarze” 1926, um der Frau modisch Grazie, Einfachheit und Freiheit gleichermaßen zu gewähren.

Dank Audrey Hepburn wurde das Kleine Schwarze zum Inbegriff eleganter Raffinesse.

Calvin Klein schließlich designte in den 90er Jahren schwarze Kleider für “die beeindruckend unabhängige, arbeitende Frau, die ein Outfit benötigt, mit dem sie den Übergang vom Büro zu gesellschaftlichen Anlässen am Abend mühelos meistert.”

Und Carolyn ist eine Frau, die genau Calvin Kleins Vorstellung der modernen Frau entspricht. Mehr noch: Sie entwickelt sich zu seiner Muse und ist schon bald ein wichtiger Freund und Sparringspartner für das Designerteam hinter der Marke.

Das Kleine Sxchwarze wird zu Carolyns Uniform für formelle Anlässe. Als moderne, arbeitende Frau wird sie zur Muse Calvin Kleins.

Das Kleine Schwarze wird zu Carolyns Uniform für formelle Anlässe. Dass sie auch in förmlicher Kleidung immer sie selbst bleibt, beweisen diese beiden Fotos, die nur so voller Herzlichkeit und Lebenslust strahlen. (Fotos: Robert Curran Photography, mit besonderem Dank an Abrams)

Nicht verwunderlich also, dass Carolyn das schlichte, schwarze Kleid liebt – für öffentliche Auftritte gemeinsam mit John Jr. gibt es für sie keine bessere Uniform.

Allerdings geht sie auch hier ihren ganz eigenen Weg: Sie ist eine der ersten Fashion-Insider, die das Slip-Dress – ehemals ein seidenes Unterkleid – mit seiner schräg geschnittenen, die Figur umschmeichelnden Silhouette für sich entdeckt. Und trägt eine Variante davon sogar als Hochzeitskleid!

Spätestens jetzt schreibt Carolyn Modegeschichte:

Das Bild des Hochzeitspaares, das aus der Kirche kommt – ein John Jr., der galant Carolyns Hand küsst, und eine unglaublich coole, feminine, makellose Carolyn im weißen Seiden-Slip-Dress, die verzückt lacht – bleibt ein unvergessliches Dokument der Zeitgeschichte…

…Und regt seitdem unzählige Frauen, Männer und Designer zum Träumen an.

Sneakers, T-Shirt und Jeans: Carolyns Freizeit-Look

Sneakers treten erst in Carolyns Modeleben, als John Jr. dies tut. Denn der lässig-sportliche Stil des US-amerikanischen “Prinzen” inspiriert ihre sportliche Seite.

Seitdem gehören Sneakers – bevorzugt im Vintage-Stil – zu Ihren favorisierten Freizeit-Schuhen. Sie liebt Stan Smiths und Tretorn Nylites. Aber auch technische Entwicklungen in diesem Bereich erregen ihr Interesse: Asics Gel-DS und Nike Air Max gehören dazu.

Für Ihren perfekten Freizeit-Look braucht Carolyn darüber hinaus nicht viel:

Sie ist ständig auf der Suche nach dem besten weißen T-Shirt und durchstreift dazu die angesagtesten Designer-Kollektionen: Bei GAP, A.P.C., Petit Bateau, Calvin Klein und Helmut Lang wird sie fündig.

Dazu trägt sie gerne Jeans in einer locker sitzenden, “baggy” Form oder in einem klassischen Bootcut-Schnitt. Oft sind es aber auch Kordhosen im Vintage-Stil, die das Rennen machen. Dann gerne in Braun- und Beigetönen.

Statt Sneakers dürfen auch ihre geliebten Loafers den Look abrunden. Und im Sommer greift sie ganz unprätentiös zu Flip-Flops und Zehensandalen.

Dazu trägt sie gerne streng im Zopf zurückgenommene Haare oder einen Haarreif und – ganz wichtig! – kein Makeup.

Mit solchen Looks wird sie mehrmals in den angesagten Geschäften New Yorks gesichtet.

Sie bleibt bei Ihren Shopping-Ausflügen gerne bodenständig, bescheiden, freundlich und führt am liebsten Fachgespräche mit den Angestellten, in denen sie die Details einer Kollektion mit ihnen bespricht – so erinnert sich Jimmy Choo, Schuhdesigner der gleichnamigen Marke.

Der Schuhdesigner Manolo Blahnik fasst dies mit den folgenden Worten zusammen:

“Sie war eine außerordentliche Kombination von guter Erziehung, guten Manieren, makelloser Erscheinung und Grazie.
Und dann hatte sie diese Art, sich zu bewegen und zu sprechen – man konnte merken, dass sie liebte, was sie trug, schon alleine an der Art, wie sie sich bewegte. Sogar in Jeans, T-Shirt und Sneakers hatte sie das gewisse Etwas – genau das Besondere, nach dem Menschen sich sehnen oder dafür töten würden.”

Für den Modedesigner Tommy Hilfiger perfektionierten Carolyn und John Jr. den typischen US-amerikanischen Freizeit-“Athleisure”-Look:

“Sie wussten, wie man Basics so kombinierte, dass es unangestrengt und gepflegt aussah.”

Carolyn und John Jr. im sportlich-lässigen Look: Sie prägen schon in den 90er Jahren einen gepflegten Athleisure-Stil mit Sneakers und Co.

Carolyn und John Jr. im sportlich-lässigen Look: Sie prägen schon in den 90er Jahren einen gepflegten Athleisure-Stil mit Sneakers und Co. (Foto: Globe Photos/ZUMA Wire, mit besonderem Dank an Abrams)

Zwischen Street Style und japanischer Avantgarde

Darüber hinaus gibt es aber auch noch eine andere Seite Carolyns: Ihre Liebe für japanische Avantgarde und die unglaublich raffinierten Schnitte von Yahji Yamamoto.

Speziell nach ihrer Hochzeit mit John Jr. wird sie immer öfter in den Designs des begnadeten Schnitt-Technikers und Puristen gesehen.

Die perfektionistische Komplexität und einzigartigen Silhouetten des japanischen Designers, die jedoch nach außen immer eine bestimmte ruhige Coolness ausstrahlen, scheinen perfekt mit der Persönlichkeit Carolyns zu harmonieren.

So sehr sie grundsätzlich nach entspannter Einfachheit sucht, so ist sie doch auch eine sehr vielschichtige, komplexe Persönlichkeit.

Dazu ist sie eine begabte Wandlerin zwischen den Welten. Oder besser gesagt: zwischen den Eleganz-Levels.

Ihre Arbeitskollegin Claire Waight Keller, Designerin bei Calvin Klein, fasst diese Wandelbarkeit in Worte:

“Sie kam ins Büro, als ob sie gerade aus dem Bett gerollt wäre. Und dann, wenn sie Meetings hatte, verwandelte sie sich von diesem super-coolen Street-Style-Mädchen zur elegantesten Erscheinung, die Du je gesehen hast.”

Die Abwesenheit von Farbe und die Farbe Beige

Carolyn beschreibt ihre Lieblingsfarben wie folgt:

„Ich liebe klassische Farben, wie Schwarz, Marineblau, Grau und Weiß. Wenn ich etwas mehr Wirkung erzielen möchte, mache ich das mit Texturen.“

Wenn Sie schon länger bei der Modeflüsterin mitlesen oder bereits die Kurse der Modeflüsterin-Fashion-Formel absolviert haben, dann wissen Sie natürlich:

Es gibt viele Möglichkeiten, mehr Spannung in einen Look zu bringen. Je ruhiger, neutraler oder monochromer Ihr Look ist, desto wichtiger sind interessante Effekte der Stofflichkeit, um Langeweile zu vermeiden.

Das wusste offensichtlich auch Carolyn und bringt bewusst solche Effekte in Ihre neutralen Looks ein.

Allerdings hat sie in ihrer Aufzählung eine wichtige Farbe vergessen, die sie häufig wie eine Art Akzentfarbe einsetzt, um einen strengen, schwarz-weißen Look zu durchbrechen: Es ist die Farbe Beige in allen ihren Varianten, von Hellbeige über Cognac bis Braun.

Ganz zufällig (?) greift sie damit das Blond ihrer langen Haare auf und gibt ihrem coolen Look die Prise Wärme, die so gut mit Carolyns menschlicher Präsenz harmoniert.

Carolyns “Statement-Schmuckstück-Strategie” und ihre Lieblings-Accessoires

Caroyl findet für sich einen Weg, ihren vielen formellen Verpflichtungen nachzukommen und dennoch Ihrem Prinzip der Einfachheit und Unkompliziertheit treu zu bleiben.

Die Autorin schreibt dazu, dass Carolyn eine Art Diät für offizielle Auftritte zelebriert:

Sie entscheidet sich für nur ein Statement-Schmuckstück pro Look. Sie trägt entweder Ohrringe oder Armschmuck – nie beides.

Dabei greift sie auf wenige Erinnerungsstücke zurück, zu denen sie eine besondere Verbindung hat: eine Tankuhr von Cartier oder ein Ring, den sie aus einem Erbstück von Jackie Kennedy Onassis umarbeiten lässt.

Bei Taschen bevorzugt sie Clutches für den Abend, Birkin-Bags begleiten sie am Tag. Mit dieser Tasche wird sie in den Straßen New Yorks auf unzähligen Schnappschüssen festgehalten.

Und auch bei Schuhen bleibt sie den Klassikern treu: Pumps, Sling-backs, flache Slides oder enge, kniehohe Stiefel gehören zur Grundausstattung – neben ihren geliebten Loafers, Sneakers und Zehensandalen.

Und dann sind da noch ihre roten Lippen – vor allem bei formellen Anlässen.

Von Makeup Artist Lisa Eldridge gibt es dazu ein vielsagendes Zitat:

“Rot ist Kriegsbemalung – speziell wenn du in eine Kamera blickst.”

Ich bin sicher: Carolyn wusste das auch!

Carolyn Bessette Kennedy und John Kennedy Jr. bei einem ihrer vielen, förmlichen Auftritte als Paar.

Im Kleinen Schwarzen, mit spitzen Ankle-Strap-Pumps, Clutch und langen Abendhandschuhen wirkt Carolyn Bessette Kennedy wie die pure Eleganz in Person. Nicht zu vergessen: streng zurückgenommene Haare und roter Lippenstift! (Foto: Instar, mit besonderem Dank an Abrams)

Was bleibt 4: Carolyn Bessette Kennedy als Fashion-Ikone der Jetzt-Zeit

Eines ist sicher: Carolyn hatte die Gabe, Menschen zu inspirieren. Damals wie heute.

Gerade in der heutigen Zeit der schamlosen Selbstinszenierungen, B-, C- und D- oder Möchtegern-Prominenz und massenhaft auftretenden, gefilterten, oberflächlichen „Schönheiten“ erscheint Carolyn wie ein Leuchtfeuer für echte Klasse. Für Substanz, die weit mehr ist als ein stilvolles Äußeres.

Fabien Baron, von 1992 bis 2013 Kreativdirektor von Calvin Klein, erinnert sich wie folgt:

“Es muss zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten eine Grenze geben… Ja, Amerika und die Welt hatten ein Verlangen nach immer mehr Bildern. Aber man kann nicht leugnen, dass sowohl Jackie als auch Carolyn echte Ikonen waren.

Dann sehen Sie sich an, was heute passiert: Ich weiß nicht, wo die Grenzen sind; Vulgarität und Narzissmus haben übernommen und die sozialen Medien sind der Hinterhof der “Me-Generation”.

Es gibt nicht mehr viele Frauen wie Jackie und Carolyn.

Oh, mein Gott! Sie [Carolyn] war so cool, so schön. Sie war einfach zu jung, um zu gehen. Sie war jemand. Sie war ebenso schön als Frau wie als Mensch. Ihre Stimme – einfach alles. Sie war pure Klasse. Einhundert Prozent Klasse. Der moderne, amerikanische Traum.”

Bis heute inspiriert Carolyn zahlreiche Designer, Fotografen und Künstler.

Der Fotograf Mark Borthwick drückt dies folgendermaßen aus:

“Wir brauchen so etwas wie Carolyns Modegeschichte, um uns daran zu erinnern: Es ist sie, die Frau, zu ihr müssen wir wieder zurückkommen, zu etwas Seelenvollem.”

Lucie und Luke Meier, die Kreativdirektoren bei Jil Sander, sind sich sicher:

“Sie [Carolyn] war eine Jil-Sander-Frau. Sie ist immer auf unseren Moodboards. Sie repräsentiert eine moderne Frau, einen starken Charakter, jemanden, der inspiriert.”

Und Tony Melville, ein guter Freund von Carolyn, ergänzt:

“Man könnte ihren Stil heute auf der Straße sehen und es würde funktionieren. Sie hatte nicht diesen großen Einfluss, weil sie eine Kennedy war. Sie schaffte das ganz alleine.”

Portrait von Carolyn Bessette Kennedy

Das Bild von Carolyn Bessette Kennedy – Ihr einzigartiger Stil und Ihre bezaubernde Persönlichkeit – beeinflusst bis heute das Geschehen in Mode, Kunst und Design. Sie war eine der ganz Großen – und das bereits in ganz jungen Jahren. (Foto: Cecilia Carlstedt, mit besonderem Dank an Abrams)

Und ein weiterer Freund betont, dass Carolyn eine fast schon frugale Shopperin war. In einer Zeit des Überkonsums, wie heute, wäre ein Buch in ihrem Namen, das einen nachhaltigeren Umgang mit Mode fördert, ganz in ihrem Sinne gewesen.

Sehr schön beschreibt auch Alastair McKimm, Chefredakteur des i-D-Magazins und Journalist, unter anderem beim New York Times Magazin sowie bei der britischen VOGUE, die besondere Magie und das Vermächtnis Carolyns:

“Sie ist der Inbegriff des Minimalismus. Wenn Sie sich ansehen, welche Marken sie inspiriert hat: angefangen von Calvin Klein über Yohji Yamamoto und Helmut Lang bis hin zu Margiela und Hermés.

Würde Phoebe Philos Céline oder The Row ohne sie überhaupt existieren?

Sie können eine Garderobe, wie die von Carolyn, aufbauen, diese rotierend und für immer einsetzen. Das ist sehr zeitgemäß. Es ist ein moderner Ansatz, der nachhaltiger ist als die heutige Fast Fashion.

Sie hatte nicht viele Teile, aber die richtigen.

Es gibt Designer, die noch nicht einmal geboren waren, als Carolyn lebte, und die sich dennoch auf sie beziehen. Das ist die Klassik und das Grundlegende, was wir an Kleidung lieben.

Ich bin überrascht, dass wir nicht noch viel mehr Bücher über Carolyn haben. Denn sie ist nach wie vor in jedem Designer-Studio präsent. Jeder kann sich von ihrem Stil noch etwas abschauen.”

Auch Tonne Goodman, Redakteur für Nachhaltigkeit bei der VOGUE, erwähnt den Einfluss von Carolyn auf die Jetzt-Zeit wie folgt:

“Es geht darum, überlegt zu kaufen. Sie kaufen etwas, weil Sie es lieben. Nicht weil es ein Trend ist, sondern weil es eine Reflexion dessen ist, wer Sie sind, welche Ideale Sie haben und an was Sie glauben.

Wenn Sie solche Kleidung tragen, zeigen Sie Ihre Intelligenz und wer Sie sein wollen auf eine sehr spezifische Art. Und das ist es, was Sie gegenüber anderen auszeichnet.”

Wenn jemand diese Philosophie verkörpert, dann ist es Carolyn Bessette Kennedy.

Und es gibt wohl keine bessere Lektüre, um tiefer in das Modeleben dieser außergewöhnlichen Frau einzutauchen als das Buch “CBK – A Life in Fashion” aus dem Abrams-Verlag.

Ich persönlich hätte nur allzu gerne beobachtet, wie sich dieses Leben weiterentwickelt – modisch wie menschlich. Ich bin sicher: Die Welt hätte von Carolyn noch unglaublich viel lernen können. Nicht nur über Stil. Sondern auch über Authentizität, Menschlichkeit und Klasse.

Lassen Sie mich gerne in den Kommentaren wissen: Können Sie die „Faszination CBK“ nachvollziehen? Was finden Sie daran besonders bemerkenswert?